Mittwoch, 28. Januar 2015

Kammweben: gelesene Muster: Widderhorn

Da ich in letzter Zeit öfter gefragt wurde, wie ich gelesene Muster mit dem Kamm webe, wollte ich hier einmal eine kleine Anleitung veröffentlichen.
Dazu möchte ich noch einmal erwähnen, dass mir durchaus bewusst ist, dass Kammweben keine für die Merowingerzeit belegte Technik ist. Die Bortenfunde die es aus dieser Zeit gibt, sind soweit feststellbar alle brettchengewebt.
Schon öfter hatte ich das so genannte "Widderhorn" als kammgewebte Borte gesehen und mir auch schon meine Gedanken dazu gemacht. Der "Durchbruch" kam dann aber durch eine (wie ich finde sehr talentierte) Bandweberin namens Katraka. Sie hat eine Homepage, von der ich mir die Inspiration für das Muster abgeschaut und ein bisschen an meine Wollvorräte angepasst habe. Leider hatte ich nicht genug helle Wolle und so habe ich ein helles Braun an den Rändern hinzugefügt.
Zu dem Muster habe ich mir eine kleine Skizze gemacht. Lasst euch von meinem Gekrakel bloß nicht abschrecken... Eigentlich ist alles ganz logisch ;-)

Skizze zum gelesenen Muster Widderhorn. Oben der Einzug, unten die Musterskizze
(Ganz oben links und rechts die Kästchen mit dem großen X habe ich letztendlich weg gelassen)

Erst einmal habe ich mir aufgezeichnet, wie ich den Kamm schären muss. Die oberen 2 Reihen vor denen S und L stehen sind die Reihen für Schlitze und Löcher. Also zeigt mir die obere Reihe, welche Farben in die Schlitze und die untere Reihe welche Farben in die Löcher kommen.
Bei gelesenen Mustern ist normalerweise immer jeder 3. Faden ein Musterfaden. Nehmen wir den Musterfaden 1 als Beispiel. Er liegt in einem Loch (auf der Skizze untere Reihe das schwarze Kästchen ganz links). Jetzt zählen wir weiter. Der Schlitz daneben ist hell, das Loch daneben auch, der darauf folgende Schlitz hat wieder einen Musterfaden. Also ist der 3. Faden wieder ein Musterfaden... Und so geh es dann weiter. So wird erst einmal der Kamm geschärt.

Im Anschluss webe ich immer ein Stückchen an. Einfach, damit das Band ein bisschen stabiler wird. Wenn ich so einfach ohne Fäden zu lese webe, bekomme ich ein "buntes Pünktchenmuster". Das könnt ihr auf dem folgenden Bild am unteren Rand erkennen.

Angewebtes Band mit "buntem Pünktchenmuster" am unteren Rand
Dann schaue ich mir meine Skizze wieder an. Aus welcher Position muss ich anfangen zu weben, damit mein Muster Sinn ergibt? Der erste Musterfaden, der oben sein muss (damit man ihn auch als Muster sieht) ist der Musterfaden Nummer 8. Die Zeichnung des Musters wird von unten gelesen und Faden Nummer 8 stellt ja den Anfang des Widderhorns. Musterfaden Nummer 8 liegt in einem Schlitz (vergleiche Skizze: Nummer 8 liegt in der oberen Reihe, also in einem Schlitz). Also fange ich mit meinem Muster an, wenn ich den Kamm nach unten ziehe und die "Schlitz-Fäden" oben sind. Das kann man auf folgendem Bild ganz gut erkennen.

Kamm nach unten gezogen. Musterfaden Nummer 8 kommt oben zum Liegen.
Da sie unterste Zeile unserer Muster-Zeichnung nur aus Nummer 8 besteht, wird auch nur dieser Faden oben gehalten. Momentan liegen aber noch Musterfäden Nummer 2,4,6,10,12 und 14 zusätzlich zu Nummer 8 oben. Also nehme ich Musterfäden 2,4,6,10,12 und 14 und "lasse sie fallen" bzw. lege sie nach unten. Dann ziehe ich den Schussfaden durch und webe diese Reihe.

In der 2. Zeile von unten kommt der Musterfaden Nummer 9 nach oben (siehe Zeichnung). Also ziehe ich den Webkamm wie beim ganz normalen Weben nach oben. Nun liegen die Musterfäden 1,3,5,7,9,11,13 und 15 in den Löchern oben. Wir brauchen wie im vorherigen Schritt aber nur einen Faden an der Oberfläche: Nummer 9.

Kamm nach oben gezogen. Musterfäden 1,3,5,7,9,11,13 und 15 liegen oben.
Also lassen wir die restlichen Fäden, die wir nicht oben sehen wollen, wieder fallen. Und so geht es das ganze Muster lang weiter.

Ein weiteres Beispiel: In Reihe 9 von unten habe ich also Musterfaden Nummer 2,6,8,10,14 oben und Nummer 4 und 12 lasse ich fallen. So webe ich weiter, bis mein Muster vollständig ist.

Das fertige Muster
Wie ihr seht, ists alles kein Hexenwerk. Man muss sich nur einmal heran trauen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Schaffelle waschen

Wie im letzten Beitrag schon geschrieben hatte ich unsere Schaffelle einer kleinen "Frischekur" unterzogen. Wie schon erwähnt, hatte ich ein handelsübliches Fellwaschmittel benutzt. Damit habe ich sie in der Duschwanne gut eingeweicht und gesäubert. Nach dem Trocknen waren sie dann recht struppig. Ein guter Anlass mir eine neue Haarbürste zu kaufen. Die alte brauchte ich ja zum Auskämmen der Felle ;-)
Und so saß ich dann einige Zeit auf dem Boden und habe Felle gekämmt. Merkwürdigerweise hat ein Fell sehr viele Haare gelassen und das andere fast gar keine. Naja, wie dem auch sei, die Felle riechen jetzt wieder angenehm und sind einigermaßen flauschig. Nicht mehr ganz so flauschig wie vorher, aber man kann ja nicht alles haben ;-)
Ich habe euch noch ein paar Bilder angefügt, damit ihr eine gewisse Vorstellung von den Unterschieden habt.

Schaffell nach dem Waschen. Leicht verfilzte, harte Spitzen, wenig flauschig

Schaffell während dem Kämmen. Die rechte Bildhälfte ist schon gekämmt.

Nach dem Kämmen. Schön flauschig. :-)