Dienstag, 30. Mai 2017

Darstellung "Fränkin der Merowingerzeit" um 520 n.Chr. überarbeitet: Ist man überhaupt jemals fertig?

So, mittlerweile ist es sehr lange her, dass ich zum letzten Mal etwas geschrieben habe. Dies ist mehreren Umständen geschuldet. Zum einen arbeite ich sehr viel und es bleibt extrem wenig Zeit fürs Hobby. Andererseits war sehr viel im Umbruch. Ich versuche mich immer noch in der Darstellung zu finden und all das Wissen, das ich mittlerweile angehäuft habe, irgendwie zu verarbeiten und umzusetzen. Mit viel Recherche kommen auch Widersprüche und Zwiespälte auf und man muss versuchen seinen eigenen, für sich plausiblen Weg zu finden.

Aktuell habe ich meine "Fränkin" fast vollständig überarbeitet. Einiges ist dazu gekommen, vieles ist noch geplant. Ich hatte das Glück viele tolle Menschen zu treffen, die mich in meinem Tun bestärken und mir auch immert toll zur Seite stehen und mich bei Fragen unterstützen.

Ich als "Neuling" stolpere häufig über Themen, die schon vielfach diskutiert wurden. Aber ohne diese Diskussionen zu kennen und vor allem ohne das Ergebnis zu kennen, kann ich diese Erkenntnisse nicht mit in meine Arbeit einfließen lassen. Auch hier stehen mir ganz viele, wahnsinnig tolle Menschen zur Seite.

Mein Ziel ist es immer noch, irgendwann einmal auf museales Niveau zu kommen. Nach der Überarbeitung fühle ich mich meinem Ziel schon um einiges näher. Ich fühle mich irgendwie "angekommen".

Aber nun genug gequatscht, hier ein aktuelles Bild.

Museumsfest Segnitz 2017
Danke an Aulus für das tolle Bild!

Zur Ausstattung:
- Unterkleid aus Leinen, handgenäht.
- Übergewand aus Wollstoff, pflanzengefärbt mit Cochenille (für die aktuelle Darstellung nicht belegt) und Krapp, handgenäht
(Danke Sofka ;-) )
- Mantelkleid aus Wollstoff, pflanzengefärbt mit Krapp, Besatz aus braunem Fischgrat-Wollstoff, handgenäht (auch hier geht mein
Dank an Sofka)
- Schuhe wendegenäht von Andreas Helfert (http://www.reenactment- bedarf.de/), angelehnt an den Wielenbach-Fund. Zeitlich und regional nicht völlig passend, aber ich warte noch, bis man nen gescheiten Schuh ausgräbt :-D
- Neuer Gürtel nach Obrigheim Grab 85, Zusammenarbeit von "Jo Daxer" und Aulus Ledermanufaktur (https://www.facebook.com/AulusLedermanufaktur/?fref=ts)
- Nicht sichtbar die Wadenbindengarnitur frei interpretiert nach Obrigheim Grab 85, Zusammenarbeit von Aulus Ledemanufaktur (https://www.facebook.com/AulusLedermanufaktur/?fref=ts) und Aes liquidum (https://www.facebook.com/AesLiquidum/?fref=ts), Zu sehen hier auf der Seite der AG historisches Handwerk: http://bit.ly/2qvAqZT Hier war die Schwierigkeit, dass es kein Planum zum Grab gibt und nicht sicher ist, wo die Riemenzunge gefunden wurde. Ich hatte die Wahl zwischen einem gekreuzten Band mit Riemenzunge an einem Ende und dieser Lösung. Hier gehen die Meinungen über die "richtige" Lösung für die angestrebte Zeit weit auseinander.
- Vogelfibeln von Manuel Margraf von Aes liquidum ( https://www.facebook.com/AesLiquidum/?fref=ts)
- Bügelfibeln: Aktuell noch die Griesheim-Fibeln von Replik.de, Austausch erfolgt im Laufe des Jahres
- Perlenkette idealtypisch ergänzt, da die Perlen zum Grab verschollen sind.
- Gefasste Bergkristall-Kugel von Schmuckhort, idealtypisch angelehnt
- Bernstein-Spinnwirtel von Jo Daxer
- Broschierte Seiden-Vitta nach Unterhaching 


Ergänzt und optimiert werden: 
- Kopfbedeckung: Mit der aktuellen Lösung bin ich nicht ganz zufrieden. Erste Versuche, die Vitta mit in die Frisur einzubinden und einen Schleier drüber zu tragen laufen. 
- Gürtelgehänge wird vom Stil her noch an Gürtel und Wadenbindengarnitur angepasst, vor allem, da ich die Bügelfibeln auch ohne Mantelkleid tragen möchte. Da fehlt akutell die optimale Lösung. Jedoch habe ich mich noch nicht entschieden, ob ich die Lösung ohne Mantelkleid plausibel finde.
- Perlenkette optimieren/ergänzen 
- Messer, Ring, Kolbenarmreif, Glasspinnwirtel aus dem Grab sind in Planung 

Soweit erst einmal mein Bericht der Fortschritte und Veränderungen. Ich denke, es wird noch einiges folgen. Aber ist man je "fertig" mit einer Darstellung? Ich liebäugel jetzt schon mit einer Zweitdarstellung... Also bleibt es spannend ;-)

Hier noch ein Bild in Aktion beim Spinnen in Schlotzau 2017

Danke an Kreativstudio Asgard!

Mittwoch, 28. Januar 2015

Kammweben: gelesene Muster: Widderhorn

Da ich in letzter Zeit öfter gefragt wurde, wie ich gelesene Muster mit dem Kamm webe, wollte ich hier einmal eine kleine Anleitung veröffentlichen.
Dazu möchte ich noch einmal erwähnen, dass mir durchaus bewusst ist, dass Kammweben keine für die Merowingerzeit belegte Technik ist. Die Bortenfunde die es aus dieser Zeit gibt, sind soweit feststellbar alle brettchengewebt.
Schon öfter hatte ich das so genannte "Widderhorn" als kammgewebte Borte gesehen und mir auch schon meine Gedanken dazu gemacht. Der "Durchbruch" kam dann aber durch eine (wie ich finde sehr talentierte) Bandweberin namens Katraka. Sie hat eine Homepage, von der ich mir die Inspiration für das Muster abgeschaut und ein bisschen an meine Wollvorräte angepasst habe. Leider hatte ich nicht genug helle Wolle und so habe ich ein helles Braun an den Rändern hinzugefügt.
Zu dem Muster habe ich mir eine kleine Skizze gemacht. Lasst euch von meinem Gekrakel bloß nicht abschrecken... Eigentlich ist alles ganz logisch ;-)

Skizze zum gelesenen Muster Widderhorn. Oben der Einzug, unten die Musterskizze
(Ganz oben links und rechts die Kästchen mit dem großen X habe ich letztendlich weg gelassen)

Erst einmal habe ich mir aufgezeichnet, wie ich den Kamm schären muss. Die oberen 2 Reihen vor denen S und L stehen sind die Reihen für Schlitze und Löcher. Also zeigt mir die obere Reihe, welche Farben in die Schlitze und die untere Reihe welche Farben in die Löcher kommen.
Bei gelesenen Mustern ist normalerweise immer jeder 3. Faden ein Musterfaden. Nehmen wir den Musterfaden 1 als Beispiel. Er liegt in einem Loch (auf der Skizze untere Reihe das schwarze Kästchen ganz links). Jetzt zählen wir weiter. Der Schlitz daneben ist hell, das Loch daneben auch, der darauf folgende Schlitz hat wieder einen Musterfaden. Also ist der 3. Faden wieder ein Musterfaden... Und so geh es dann weiter. So wird erst einmal der Kamm geschärt.

Im Anschluss webe ich immer ein Stückchen an. Einfach, damit das Band ein bisschen stabiler wird. Wenn ich so einfach ohne Fäden zu lese webe, bekomme ich ein "buntes Pünktchenmuster". Das könnt ihr auf dem folgenden Bild am unteren Rand erkennen.

Angewebtes Band mit "buntem Pünktchenmuster" am unteren Rand
Dann schaue ich mir meine Skizze wieder an. Aus welcher Position muss ich anfangen zu weben, damit mein Muster Sinn ergibt? Der erste Musterfaden, der oben sein muss (damit man ihn auch als Muster sieht) ist der Musterfaden Nummer 8. Die Zeichnung des Musters wird von unten gelesen und Faden Nummer 8 stellt ja den Anfang des Widderhorns. Musterfaden Nummer 8 liegt in einem Schlitz (vergleiche Skizze: Nummer 8 liegt in der oberen Reihe, also in einem Schlitz). Also fange ich mit meinem Muster an, wenn ich den Kamm nach unten ziehe und die "Schlitz-Fäden" oben sind. Das kann man auf folgendem Bild ganz gut erkennen.

Kamm nach unten gezogen. Musterfaden Nummer 8 kommt oben zum Liegen.
Da sie unterste Zeile unserer Muster-Zeichnung nur aus Nummer 8 besteht, wird auch nur dieser Faden oben gehalten. Momentan liegen aber noch Musterfäden Nummer 2,4,6,10,12 und 14 zusätzlich zu Nummer 8 oben. Also nehme ich Musterfäden 2,4,6,10,12 und 14 und "lasse sie fallen" bzw. lege sie nach unten. Dann ziehe ich den Schussfaden durch und webe diese Reihe.

In der 2. Zeile von unten kommt der Musterfaden Nummer 9 nach oben (siehe Zeichnung). Also ziehe ich den Webkamm wie beim ganz normalen Weben nach oben. Nun liegen die Musterfäden 1,3,5,7,9,11,13 und 15 in den Löchern oben. Wir brauchen wie im vorherigen Schritt aber nur einen Faden an der Oberfläche: Nummer 9.

Kamm nach oben gezogen. Musterfäden 1,3,5,7,9,11,13 und 15 liegen oben.
Also lassen wir die restlichen Fäden, die wir nicht oben sehen wollen, wieder fallen. Und so geht es das ganze Muster lang weiter.

Ein weiteres Beispiel: In Reihe 9 von unten habe ich also Musterfaden Nummer 2,6,8,10,14 oben und Nummer 4 und 12 lasse ich fallen. So webe ich weiter, bis mein Muster vollständig ist.

Das fertige Muster
Wie ihr seht, ists alles kein Hexenwerk. Man muss sich nur einmal heran trauen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Schaffelle waschen

Wie im letzten Beitrag schon geschrieben hatte ich unsere Schaffelle einer kleinen "Frischekur" unterzogen. Wie schon erwähnt, hatte ich ein handelsübliches Fellwaschmittel benutzt. Damit habe ich sie in der Duschwanne gut eingeweicht und gesäubert. Nach dem Trocknen waren sie dann recht struppig. Ein guter Anlass mir eine neue Haarbürste zu kaufen. Die alte brauchte ich ja zum Auskämmen der Felle ;-)
Und so saß ich dann einige Zeit auf dem Boden und habe Felle gekämmt. Merkwürdigerweise hat ein Fell sehr viele Haare gelassen und das andere fast gar keine. Naja, wie dem auch sei, die Felle riechen jetzt wieder angenehm und sind einigermaßen flauschig. Nicht mehr ganz so flauschig wie vorher, aber man kann ja nicht alles haben ;-)
Ich habe euch noch ein paar Bilder angefügt, damit ihr eine gewisse Vorstellung von den Unterschieden habt.

Schaffell nach dem Waschen. Leicht verfilzte, harte Spitzen, wenig flauschig

Schaffell während dem Kämmen. Die rechte Bildhälfte ist schon gekämmt.

Nach dem Kämmen. Schön flauschig. :-)


Montag, 27. Januar 2014

Wie alles begann

Mein Interesse für Mittelaltermärkte war schon seit meiner Kindheit groß. Außer einigen Besuchen mit viel Gestaune was bis ins Jahr 2012 aber nicht viel passiert.
Doch das sollte sich schlagartig ändern.
Im Juni 2012 lernte ich meinen Freund kennen, der schon seit langem Mitglied in einem mittelalterlichen Klan war. Diese Truppe macht es sich zur Aufgabe, das Leben der Franken um das Jahr 600 n.Chr. wieder aufleben zu lassen.
So stand ich "Gromi" (Grobmittelaltermensch) nun da. Ohne auch nur ansatzweise authentische Gewandung, ohne jegliche Ausstattung.

Unsere "Chefin" sagte mir, ich solle erst einmal mit Ihren Sachen an Marktbesuchen teilnehmen, um einmal die mittelalterliche Luft zu schnuppern.

Und so ging es dann los. Unser erster Besuch auf der Burg Neuhaus sollte mich nun komplett mit dem Mittelalter-Virus infizieren.

Ab dann ging es Schlag aug Schlag.

Stoff kaufen, nähen, basteln, neue Dinge entdecken, recherchieren und lernen.


Diesen Weg (den Weg zum authentischen "A"), an dessen Anfang ich noch immer stehe, möchte ich mit euch teilen...

Um einmal einen Eindruck davon zu gewinnen, wie ich anfangs auf Märkte gegangen bin, habe ich euch unten ein Bild eingefügt. Mittlerweile lächle ich selbst darüber ;-)